Geboren 1927 in Dresden, ist Gerhard Steinke seit über 60 Jahren in der Audio-Technologie tätig. Er begann seine Laufbahn im Jahre 1947 als Toningenieur beim Mitteldeutschen Rundfunk, Sender Dresden, studierte Akustik/ Elektroakustik an der TU Dresden und ging 1953 zum Forschungszentrum für Rundfunk und Fernsehen (RFZ) der Deutschen Post, Berlin-Adlershof. Hier richtete er 1956 ein Labor für Akustisch-Musikalische Grenzgebiete ein, in dem insbesondere die subjektiv-akustische Bewertung der Audio-Übertragungsqualität sowie Festlegungen für Wiedergabe- und Hörbedingungen vorangetrieben und die Einführung von trainierten Hörgruppen bei der Internationalen Rundfunk- und Fernsehorganisation OIRT durchgesetzt wurden. Er war verantwortlich für die Einführung der Stereofonie beim Rundfunk (ab 1963) in Ostdeutschland und richtete ein Studio für Elektronische Klangerzeugung ein, wo der Synthesizer „Subharchord“ entwickelt wurde

Ab 1971 war er als Direktor der Abteilung Studiotechnologie für die Ton- und Bildentwicklung des RFZ verantwortlich, ab 1973 speziell für die Tonstudiotechnologie. Unter seiner Leitung wurden u.a. die Mehrkanal-Stereo-Ambiofonie als erstem Vierkanal-Aufnahmeverfahren, automatisierte tonstudio-technische Anlagen sowie das richtungsorientierte Beschallungssystem „Delta-Stereofonie“ (DSS) für große Veranstaltungsstätten und Fernsehproduktionen entwickelt, das in zahlreichen Veranstaltungsstätten des In- und Auslands erfolgreich eingesetzt wurde; bei Surround-Sound-Wiedergabe in größeren Räumen ist es unentbehrlich für eine größere Hörzone. 1987 war er mehrere Monate im Auftrag der UN als Experte/ITU-Consultant beim Indischen All-Unions-Rundfunk und Fernsehen tätig und erarbeitete Empfehlungen für die dortige Umstellung auf Digitalrundfunk.

Nach 1989 mit seinem Team von der Deutschen Telekom übernommen, war Gerhard Steinke im neuen FTZ Berlin bis zu seiner Pensionierung 1992 Leiter der Forschungsgruppe „Neue Tonübertragungssysteme“.

Steinke ist seit 1955 aktiv in internationalen Standardisierungsgremien tätig; dabei war er über 12 Jahre Vorsitzender der Studiengruppe 2 (Tontechnologie/Aufzeichnung) in der OIRT sowie bis 1992 über 18 Jahre Vorsitzender der Working Party 10-C (Audio/Digital) des CCIR/ITU-R. Dort hatte er sich seit 1965 insbesondere für die Mehrkanaltechnik und gehörrichtige Qualitätsbewertung engagiert und war am ersten internationalen 5.1.-Mehrkanalstandard ITU-R BS 775 in der von ihm eingesetzten Projektgruppe maßgeblich mit beteiligt.

Seit 1954 mit dem Verband Deutscher Tonmeister (VDT) und seit 1963 mit der internationalen Audio Engineering Society (AES) aktiv verbunden, wurde er 1986 mit der AES-Fellowship geehrt und für die Periode 1991-1993 zum AES Vice President Europe gewählt. Im VDT arbeitete er in der Planungsgruppe für die Tonmeistertagungen, ist Mitbegründer des 1996 eingerichteten „Surround-Sound-Forums“, und widmet sich der Standardisierung bei Aufnahme- und Wiedergabetechnik. An der Hochschule für Musik, Berlin förderte er die Tonmeisterausbildung und unterrichtete als Dozent dort 1956 bis 1983 in den Studiengebieten Tonstudiotechnik und Elektronische Klangerzeugung.

Zahlreiche Beiträge sowie Patente auf dem Audiogebiet wurden und werden, nunmehr als freier Audio-Consultant und Fachjournalist, von ihm weiterhin publiziert. Dazu kommen Vorträge und Gastvorlesungen bei Seminaren und Tagungen von Audioinstitutionen bzw. Hochschulen im In- und Ausland.

Für seine erfolgreiche internationale Arbeit auf dem Gebiet der Standardisierung erhielt er 1984 die Ehrenmedaille der OIRT. Der Ungarische Akustische Verein und die AES Hungarian Section verliehen ihm 1992 für sein Gesamtschaffen auf dem Gebiet der Akustik die Bèkesy-Medaille. Anlässlich der 122. AES Convention in Wien, Mai 2007, wurde ihm die Goldene Ehrenmedaille der AES für seinen Beitrag zur Audiotechnologie verliehen. Zum 2. Internationalen Symposium des VDT, 2007 in Ludwigsburg, erhielt er die Ehrenmedaille für seine jahrelangen Aktivitäten im VDT und im Surround-Sound-Forum.

im Programm von Tuned City
Radioraum / 05.07.08