Christina Kubisch (D)

Seit über 25 Jahren arbeitet Christina Kubisch mit elektromagnetischer Induktion. Die Electrical walks, eine Weiterentwicklung ihrer Klanginstallationen, sind ein work in progress, eine Einladung zu Stadtspaziergängen besonderer Art. Dabei wird die akustische Wahrnehmung ober- und unteriridischer elektromagnetischer Stromfelder nicht unterdrückt, sondern mit besonders empfindlichen elektromagnetischen Kopfhörern hörbar gemacht. Die Palette dieser Geräusche, ihre Klangfarben und Lautstärke, variieren von Ort zu Ort, von Land zu Land. Eines haben sie gemeinsam: sie sind überall, auch dort, wo man sie nicht vermuten würde. Botanische Gärten sind künstliche Orte der Natürlichkeit. Sie erzeugend durch die Gestaltung von Beeten,Wegen, Teichen und Brunnen, Glashäusern und Alleen eine romantische Idylle , die abrupt an den Grenzen des Gartens endet.Der jardin botanique in Brüssel ist ein verlorenes Stückchen Grün im Zentrum von Brüssel, das von einem ehemaligen prunkvollen Gartengelände im Laufe der Jahre zu einem Relikt mit Grünanspruch reduziert wurde. wurde. Es wird auf der Oberfläche von Straßen und Verkehrsadern durchzogen. Unter der Erde verlaufen die Trassen und Tunnel der U-Bahn und Autos. Von den Dächern der umliegenden Gebäude senden Antennen ihre Signale und Radiowellen in den Himmel.

Im April 2013 untersuchten die Studenten Pierre Lizin, Lucas Derycke, Annelies Moons, Maarten Coosemans, Misha Koole, Bert Beauprez, Sander Gillis und Joren Carels zusammen mit Christina Kubisch den jardin botanique auf seine elektromagnetischen Qualitäten und wurden dabei reichlich belohnt. Im laufe des workshops entstand eine Karte des jardin botanique mit speziellen elektromagnetischen hot spots für die Besucher, die mit einem elektromagnetischern kabellosen Kopfhörer durch den jardin gehen und dabei die normalerweise verborgenen Stromfelder akustisch wahrnehmen können. Die Beobachtung des Gartens verändert sich beim Stromhören, das Gewohnte erscheint in einem anderen Kontext. Nichts sieht so aus, wie es sich anhört. Nichts hört sich so an, wie es aussieht. Alles sieht ein wenig anders aus, wenn man den Kopfhörer wieder absetzt.
Jardin botanique? Jardin électrique ?

appearance at Tuned City
Brussels / Relational Noise – 28. June 2013