jp sonntag

Vortrag von Jan Peter E.R. Sonntag

Seit der Renaissance dominiert in unserer westlichen Kultur der Sehsinn und mit der Geometrisierung der Welt das Primat eines euklidischen Raumes, der selbst in der Verschriftlichung der Musik seinen Niederschlag gefunden hat. Als gegen Mitte des letzten Jahrhunderts in der Folge einer parametrischen Kompositionsauffassung sowie auch diesem entgegengesetzten Extensionsstrategien der Raum in der Musik wieder eine größere Rolle bekam, ging es meist wie in Stockhausens Kugelauditorium in Osaka 1970 oder der Akusmatik um die Richtungen aus dem der Schall über viele Lautsprecher gelenkt wird. Jan-Peter Sonntag hat seit Ende der 1980er Jahre einerseits die Räumlichkeit des Klanges als amorpher Körper, durch den man sich bewegen kann, im Verhältnis zu denkbaren Raum-Modellen interessiert sowie später Räume, die durch psychoakustisch mehrdeutige Phänomene erst im Kopf entstehen und so möglich unser visuellen Wahrnehmung doch diametral entgegen wirken. Anhand seiner frühen „raum-Arbeiten“ mit hochfrequenten Sinuston-Interferrenzfeldern sowie Architekturen aus stehenden Druckwellen auf der einen Seite und den 1993 erstmalig produzierten scheinbar endlosen Volumenbewegungen wird er akustische Wahrnehmungsräume vorstellen, die sich anders konstituieren als durch Richtungen in einem metrisierten Körper, der durch seine Flächen bestimmt ist. Auch auf den eigenen Körper als akustischem Rezeptionsraum wird er eingehen, denn hören tun wir nie allein über das System der Ohren und überhaupt erst im Gehirn.

im Programm von Tuned City
sonic derive / 05.07.08