labyrinthitis

Performance von Jacob Kirkegaard

Jacob Kirkegaard hat für seine neue Arbeit die Ohren nach innen gekehrt. Labyrinthitis ist ein dreiteiliges interaktives Soundstück, das komplett aus Sounds besteht, die in den Hörorganen des Künstlers generiert worden sind – und hörbare Reaktionen beim Publikum auslösen.

Labyrinthitis basiert auf einem Prinzip, das sowohl in der Medizin als auch in der musikalischen Praxis angewandt wird: Wenn zwei Frequenzen in einem bestimmten Verhältnis in das Ohr gespielt werden, wird durch Schwingungen der Haarzellen in der Ohrschnecke eine dritte Frequenz produziert. Dieser Ton wird vom Ohr selbst generiert: ein so genanntes „Distorsionsprodukte otoakustischer Emissionen“ (DPOAE), in der Musikwisschenschaft als „Tartiniton“ bezeichnet.

Wenn der Künstler diese Aufnahmen in einer Komposition arrangiert und sie einem Publikum vorspielt, ruft er weitere Verzerrungseffekte in den Ohren der Zuhörer hervor. Zu Beginn kann jeder Tartiniton einzeln wahrgenommen werden, im Kopf eines jeden Zuhörers. Kirkegaard nimmt ihn ab, reproduziert ihn und kombiniert ihn mit einer anderen Verzerrungsfrequenz. Somit entsteht ein weiterer Tartiniton. Schritt für Schritt bildet sich ein Muster absteigender Töne – „intersubjektiv“ in den Ohren der Zuhörer, „objektiv“ im Zuschauerraum. Die Sprialform dieser tonalen Struktur spiegelt die Komposition des Resonanzspektrums im menschlichen Innenohr wider.

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