punktierter garten

Installation von Jens-Uwe Dyffort und Roswitha von den Driesch
Tafelgarten am Hamburger Bahnhof von atelier le balto / 01.07. – 20.07. 08

Bei dem Bau und Umbau des Hamburger Bahnhofs zum Museum für Gegenwart wurde der Erweiterungsplan des Architekten Josef Paul Kleihues, eine 2. Große Galerie auf der linken Seite des Gebäudes aufzubauen, nicht ausgeführt. Dieser Bereich des Gebäudeensembles wirkt heute im architektonischen Zusammenhang wie ein Überbleibsel, ein Fragment. In ihm sichtbar vorhanden sind die verschiedenen Bauvorhaben aus unterschiedlichen Zeiten, unter anderem die Struktur des ehemaligen Bahnhofes, die Architektur des jetzigen Museums und der Übergang zu den neuen Ausstellungshallen.

Das Atelier für Architektur, atelier le balto, hat an dieser Stelle einen Garten gestaltet „woistdergarten? – Der Tafel-Garten“, der unter Verwendung verschiedener Materialien wie Holz, Wasser, Pflanzen, Schlacke, Sand und Schienen diese architektonischen Strukturen aufgreift.

Mit ihrer Klanginstallation Punktierter Garten – Punktiertes Fragment greifen Jens-Uwe Dyffort und Roswitha von den Driesch in Bezug zum Garten des ateliers le balto die räumlichen Strukturen des Ortes auf und erweitern sie in einen zeitlichen akustischen Klangraum. 50 bis zu 300 kleine Piezolautsprecher werden an beiden gegenüberliegenden, alten Mauern des ehemaligen Bahnhofes installiert. Deren Anordnung oben und unten ist angelehnt an die Gliederung des Mauerwerkes, der Vorsprünge und Einlässe. Die Lautsprecher werden über elektrische Impulse zum Klicken gebracht. Sie regen die Umgebung zum Widerhall an und verstärken so die Empfindung für den umgebenden Raum und repräsentieren ein sich selbst anstoßendes und entwickelndes System, das langsam anschwellend die architektonischen Richtungen aufgreift. Einzelne akustische Prozesse mit unterschiedlichen Rhythmen, die autonom agieren, regen sich gegenseitig an und schaukeln sich über die Zeit hoch. Sich in verschiedene Richtungen bewegende Klangmuster werden zu hören sein, die sich nach und nach so überlagern, dass die einzelnen Richtungen nicht mehr unterscheidbar sind und räumlich verteilt, orientierungslos anmuten. Die sich anhäufenden feinen Klickgeräusche mischen sich mit Geräuschen der Stadt, mit den Schritten der umherstreifenden Besucher, bis sie eine akustische Dichte erreicht haben, die dann abrupt verstummt. Zu hören sind die Autos, die Menschen auf dem Parkplatz, die Zuhörer im Garten, Vögel und entfernt das Brummen der Stadt.